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Heute Morgen:

An keinem anderen Tag im Jahr liegen für mich tiefe Dankbarkeit und unbeschreibliche Traurigkeit näher beieinander als an jedem 17. November. Wie kam es, dass du zu uns gekommen bist? Was wäre aus uns geworden, wärst du nie da gewesen? Wie kam es überhaupt, dass wir jemanden wie dich empfangen durften? Was wäre aus uns geworden ohne dich? Und – was wäre, wärst du noch da?

Fragen, die ich mir an Tagen wie diesen stelle. Fragen, von denen ich froh bin, dass mir keiner eine Antwort drauf geben kann. Weil sie Fragen sind, die mir erlauben, mich mal wieder an alles zu erinnern, mir mal wieder alles zu wünschen, alles zu betrauern, alles zu träumen.

Heute Abend:

Und ich merke, wie du fehlst. Und du fehlst nicht nur mir. Du fehlst hier in dieser Runde. In diesem zusammengewürfelten Haufen, der an deinem Grab Punsch trinkt, Lebkuchen isst und Wunderkerzen anzündet. Dieser wunderbare Haufen unterschiedlichster Menschen, der dein Grab schmückt, Karten, Kerzen, Geschenke und seine liebevolle Verbundenheit dabeihat.

Du fehlst und bist doch so unglaublich präsent. Denn ohne dich, ohne dich wären wir alle nicht hier. Würden uns vielleicht gar nicht kennen. Würden nicht miteinander reden. Würden uns nicht helfen. Würden nicht miteinander lachen. Würden uns nicht gemeinsam wundern, wie schnell doch einer siebzehn wird; und wie schnell doch einer siebzehn hätte werden können. Würden uns nicht (immer noch) trösten.

Und man fragt sich:

Wird es besser? Wird es leichter?

Und ich denke:

Was soll ich sagen… Wie könnte es? Du fehlst. Und mit jedem Jahr, das vergeht, fehlst du ein Jahr mehr.

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Julia ist Jahrgang 1981. Vor Jahren hat sie mal das Übersetzerhandwerk gelernt, heute schreibt sie Lieder und arbeitet als Sängerin und Stimmtrainerin. 2011 wurde bei ihrem ältesten Sohn Jona ein Hirntumor, genauer bezeichnet als Medulloblastom, festgestellt. Seit seinem ersten Rückfall schreibt sie ihre Gedanken in Form eines Blogs nieder. Zimmerpflanzen mag sie eigentlich gern, hat ihren Kopf aber lieber in Liedern und ihre Finger am Klavier, sodass diese in ihrem Haus meistens kein allzu langes Leben haben. Kuchen bäckt sie so ungern, dass, wenn sie’s doch mal tut, der Rest der Familie fragt, wer denn Geburtstag hat. Sie wünscht sich, sie könnte besser schwimmen, ist aber doch nicht ehrgeizig genug, weil sie sich eigentlich mit Boden unter den Füßen am wohlsten fühlt. Und es geht ihr wie so vielen Müttern auf dieser Welt: Sie ist einfach gern allein – und ist sie’s dann tatsächlich, fühlt sie sich doch, als würde ihr ein Bein fehlen. Mit ihrem Mann, Jonas drei Brüdern und dessen Hund Mia lebt sie in Ravensburg.